Eine Lesben-Bar für Brüssel

Travel

Written by Stephanie Lachnit

3. Mai 2018

Brüssel hat jede Menge Schwulen-Bars. Soweit, so gewöhnlich. Jetzt gibt es auch eine Bar für frauenliebende Frauen: das ‚Mothers and Daughters‘. Mitinitiatorin Jessica Gysel hat uns kurz vor der Eröffnung rumgeführt. 

„Der Keller ist mittlerweile trockengelegt. Da stand alles unter Wasser“, erzählt Jessica als wir sie Ende April im ehemaligen „Le Castel de Rhodes“ treffen. Ich frage mich, wie hier bis Anfang Mai eine stylische Bar eröffnen soll? Denn noch liegt allerlei Werkzeug auf der staubigen Theke und es hängen nackte Kabel von der Decke. In zwölf Tagen schon werden hier dann Frauen tanzen und feiern – und die ehemalige Küche des Restaurants wird zu einer Kunstgalerie verwandelt. So ist der Plan.

Jessica von Girls Heart Brussels / copyright STRAIGHT, Stephanie Lachnit

 

Wir treffen uns vor dem Gebäude. Es steht schon seit Monaten leer. Die roten Vorhänge an der Glasfront versperren die Sicht in den Raum. Noch.

Runtergerockt mit Stil

Drinnen ist es dunkel und kühl. Ein Kofferradio dudelt. Der Strom scheint also zu funktionieren. „Sind die Lampen okay oder zu rot?“ fragt Jessica und zeigt auf vier schlichte, sattrote Glühbirnen über der Theke. „Mir gefallen sie“, sage ich. Aber von Inneneinrichtung haben Jessica und die etwa zehn anderen vom Team sicher mehr an Ahnung. „Ja, ich mag sie auch. Sie sehen ganz gut aus. Aber irgendwie passen sie dann doch nicht zum Rest hier.“ Der Rest, das sind grau-marmorierte Bodenplatten, weiße Fließen mit goldenen Ornamenten als Thekenverkleidung und Barhocker mit goldenem Samtbezug. Alles in allem alt but true.

Kultur statt Kommerz

Rund um die Pride will das „Mothers and Daughters“ zum Treffpunkt für Lesben werden. Brüssel feiert ab 3. Mai einen Monat lang. „Wir öffnen dann insgesamt für zwei Monate. Dann brauchen wir keine Konzession zu beantragen“, erklärt Jessica. Erst nach drei Monaten braucht man in Belgien eine Schankerlaubnis.

„Das regionale Ministerium für Gleichberechtigung hat von unserem Projekt gehört und fand die Idee von einer Lesben-Bar gut“, erfahren ich. Denn es gibt jede Menge Schwulen-Bars in der Stadt, aber keine mehr für Lesben. Das wollte das Netzwerk der Brüsseler Gay-Bars ändern. Das „Mothers and Daughters“ wird also von allen Seiten supported und kann von 3. Mai bis 30. Juni öffnen.

Pop-Up Bar für Lesben

„Außerdem gefällt dem Ministerium, dass wir das Projekt mit Leuten aus verschiedenen Communities aufziehen. Wir bringen sie zusammen und schaffen Austausch“, ergänzt Jessica. Mit einem Teil des Geldes kann das Team jetzt alle Helfer*innen bezahlen, „das ist uns wichtig.“ Die Bar wird sich dann möglichst selbst finanzieren, doch um Gewinn geht es nicht. „Wir verstehen uns als Kulturprojekt. Wir wollen keine Geld mit der Bar machen.“

Support aus Kunst und Politik

Zu den Unterstützer*innen gehört auch die sehr beschäftige Künstlerin Lucy McKenzie. „Sie findet unser Projekt gut und unterstützt uns deshalb mit ihrer Kunst“, erzählt Jessica auch ein wenig stolz. Gerade sind die exklusiv gestalteten Leinwände geliefert worden. Sie verdecken die unverputzten Wände. Jessica ist begeistert von der Arbeit: „Ich bin super happy!“

Lucy McKenzie in Bar Mothers and Daughters / Foto: STRAIGHT, Stephanie Lachnit

 

 

 

Am Wochenende um den 19. Mai wird Jessica noch ein Special anbieten. Mit „Girls Hearts Brussels“ schnürt sie regelmäßig  Kulturprogramme für lesbische Frauen, die gemeinsam die feministische Seite von Brüssel entdecken wollen. Und die ist jetzt für kurze Zeit um eine Attraktion reicher: das „Mothers and Daugthers“. Cheers!

 

Link zur Pop-Up-Bar „Mothers and Daughters“: geöffnet von 3. Mai bis 30. Juni 2018

Interview mit Jessica Gysel: Über ihr Projekt „Girls Hearts Brussels“ und Tipp für Brüssel-Besucherinnen

Interview mit Marian Lens: Sie führt bei den Touren von „Girls Hearts Brussels“ durch die Stadt.

 

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