Lesbe Undercover

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Written by Felicia Mutterer

21. Juni 2017

Offen und natürlich auf Frauen zu stehen, das ist doch heute kein Problem mehr?  Von wegen! In unserer Reihe Lesbe Undercover erzählen Frauen, warum ihre Liebe zu Frauen ein Geheimnis ist. Zum Beispiel vor der Familie. 

Wer bist du?

Eine Sportlerin und Unternehmerin, die ihre lesbische Identität aufgrund religiöser Hintergründe nicht preisgeben kann.

Seit wann weißt du, dass du lesbisch bist?

Ich lebe momentan in einer lesbischen Beziehung, aber ich würde die Männerwelt für mich nicht gänzlich ausschließen. Die Bezeichnung „bisexuell“ ist also eher zutreffend. Für mich ist nicht entscheidend, welches Geschlecht mein Gegenüber hat, sondern vielmehr, was in diesem Menschen steckt. Und seit wann ich das weibliche Geschlecht für mich entdeckt habe? Das war in etwa vor zehn Jahren. Da habe ich SIE kennengelernt und war von Anfang an absolut geflasht. Vorher habe ich mich nur zu Männern hingezogen gefühlt. Allerdings hat diese Frau mein Liebesleben komplett auf den Kopf gestellt und ich musste mir eingestehen, dass ich vielleicht doch nicht so hetero war, wie ich gedacht hatte.

Was zieht dich zu Frauen hin?

Ich finde, das kann man so pauschal gar nicht sagen. Jede Frau ist für sich einzigartig. Ein Vorteil gegenüber Männern ist allerdings, dass Frauen untereinander ihre Gedanken und Gefühle vielleicht mehr verstehen und dementsprechend einfühlsamer sind. Außerdem sind Frauen faszinierende Wesen – weich, fein und schön.

Welche Rolle spielen Männer in deinem Leben?

Ich schließe Männer als Partner nicht aus. Ich finde sie ebenso attraktiv. Außerdem habe ich sehr viele männliche Freunde. Mit Männern fällt es mir meistens leichter eine Freundschaft aufzubauen als mit Frauen – ich bin eben eher ein Kumpeltyp als eine Girlie-Beste-Freundin. Liegt vielleicht auch daran, dass ich mit vier Brüdern aufgewachsen bin.

Wer weiß von deinem lesbischen Lebensstil? Und warum darf es nicht jeder wissen?

Ich lebe mein Liebesleben in meiner Stadt relativ frei aus und verstecke mich nicht. Meine Freunde und Bekannte in meinem Umfeld wissen also um meine Vorliebe für Frauen. Dies ist allerdings nur möglich, weil meine Familie einige hundert Kilometer von mir entfernt wohnt und dadurch nichts mitbekommt. Ein Teil meiner Familie ist ebenfalls über meine Beziehung informiert, allerdings wissen meine Eltern nichts davon und dürfen es auch nicht erfahren. Meine Eltern sind allerdings nicht das größte „Problem“. Viel schlimmer sind die Verwandten und Bekannten meiner Eltern. Ich will meinen Eltern niemals antun, dass sie meinetwegen unter gesellschaftlichem Druck leiden oder Gerüchte und Hassparolen ertragen müssen. Ich halte mein Liebesleben also nicht geheim, weil ich Angst habe von meinem Eltern verstoßen zu werden, sondern vielmehr, um meine Eltern vor der Reaktion der Gesellschaft zu schützen.

Was müsste passieren, damit du dich ganz outest?

Ich befürchte, diese Option wird niemals bestehen. In der Religion, in die ich hineingeboren wurde, ist ein homosexueller Lebensstil verpönt bzw. nicht gestattet. In unserer Sprache gibt es nicht einmal ein Wort für Lesbe. Dementsprechend müsste sich entweder die Religion dem Thema öffnen und somit auch die Gesellschaft in ihrem Meinungsbild beeinflussen oder aber ich muss mich von meiner Familie und dem Umfeld, in dem ich groß geworden bin, abwenden. Ein Leben ohne meine Familie ist für mich undenkbar, deswegen werde ich mein Leben an der Seite einer Frau genau so weiterführen wie bisher – in eingeschränkter Freiheit.

Weiteres Interview mit einer Lesbe Undercover

 

Headerfoto con Pixabay

 

 

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