Molly’s Game – alles auf eine Karte

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Written by Straight Redaktion

27. Februar 2018

Wer war der Boss der exklusivsten Männerhöhle der Welt? Eine Frau. Ihr Name: Molly Bloom. Ihre Klienten: Promis und Wirtschaftsbosse. Ihr Business: Glamouröses Underground-Poker in Hollywood. 2013 wurde sie vom FBI verhaftet. Ihre Filmographie Molly’s Game kommt am 8. März in die Kinos. Ein STRAIGHT Mediencheck von Geraldine Schroeder.

„Was ist wohl das Schlimmste, das dir im Profisport passieren kann? Vierter werden bei Olympia, wirklich? Fick Dich!“ Wir hören die Gedanken der jungen Olympiahoffnung Molly Bloom (Jessica Chastain), die nach einem heftigen Ski-Sturz auf dem Rücken liegt. Ihre Profi-Karriere wurde gerade von einem Zweig auf der Piste besiegelt. Doch sie ist zäh und baut sich ein anderes Imperium auf: Sie organisiert einen der exklusivsten Pokerringe der Welt. An ihrem Tisch sitzen Hollywoodgrößen, Profisportler und Wirtschaftsbosse. Doch unter die Spieler mischt sich auch die russische Mafia. Eines Nachts wird sie von schwer bewaffneten FBI-Agenten verhaftet. Von jetzt auf gleich hat sie nichts mehr: Sie wird unter Anklage gestellt und ihr Vermögen beschlagnahmt. Ihre letzte Hoffnung: New Yorker Star-Anwalt Charlie Jaffey (Idris Alba). Seine Forderung: die Auslieferung der intimsten Informationen über ihre Klienten. Molly Bloom lehnt ab – und gibt Charlie ein Rätsel auf: Warum liefert sie die Männer nicht einfach ans Messer, und rettet sich selbst?

Wir schauen dem Film in die Karten: Vorsicht, Spoiler!

Ihr Poker-Imperium beginnt mit einem unattraktiven Nebenjob für einen Idioten, der sie als unterbezahlte Assistentin ausnutzt und ihre Intelligenz verkennt. Als er sie zu illegalen Pokerrunden im düsteren Keller der Cobra Lounge mitnimmt, bringt sie eine Verkettung von Zufällen zu der Erkenntnis: Hier ist ihre Chance und sie ergreift sie. Schnell steht sie an der Spitze der exklusivsten Underground-Poker-Szene in Hollywood. So manch einer verliert alles in einer Nacht mit Molly Bloom, obwohl sie gar den ein oder anderen Spielsüchtigen vor seinem Abgrund warnt. Wer trotzdem springt, muss die Konsequenzen tragen.

Für ihre durchweg männlichen Klienten ist sie die „Herzdame“ im Glamour-Poker – doch sie hält alle elegant auf Abstand. Sie weiß, dass sie in diesem Milieu mit ihrem Aussehen Macht ausüben kann und setzt sich gekonnt in Szene. „Ich bin Eure Traumfrau“, sagt sie, „weil ich nichts mit Euren Ehefrauen gemeinsam habe.“ Dabei reizt sie in edlen Outfits einladend mit ihren weiblichen Attributen (selbst Kamerafrau Charlotte Bruus Christensen verirrt sich das ein oder andere Mal in ihrem Dekolleté). Aber sie ist für niemanden zu haben.

Was auffällt: Trotz des knallharten Milieus, in dem sie sich bewegt, zeigt sie Moral und Menschlichkeit. Dieses Motiv zieht sich durch den gesamten Film. Ebenso ihr Ehrgeiz, für Erfolg hoch zu pokern. Und alles auf eine Karte zu setzen, um zu gewinnen.

 

 

Stylisches, dialogreiches Drama nach einer wahren Geschichte

Die große Aussprache mit Mollys Vater (Kevin Costner) am Ende des Films kommt etwas schmalzig daher: Ging es bei allem letztlich um einen Vater-Tochter-Konflikt? Als Kevin Costner schluchzt, geht ein müdes Lächeln durch den Saal.

Molly’s Game – alles auf eine Karte

Ab davon ist „Molly’s Game“ ein sehenswertes Drama nach einer wahren Geschichte über eine Frau, die sich und ihren Prinzipien in einer schwerwiegenden Lage treu blieb. Er ist schnell und clever erzählt. Ein stylischer Film mit einer starken weiblichen Persönlichkeit im Mittelpunkt, die sich zugleich königinnenhaft und verletzlich durch eine von Geld und Glamour geprägte Männerwelt bewegt. Der Film lebt dabei nicht nur von der interessanten Persönlichkeit Blooms, sondern hat mit Jessica Chastain („Interstellar“) und dem britischen Superstar Idris Elba („Luther“) zwei charismatische Hingucker in den Hauptrollen.

Alan Sorkins Regiedebüt, das auf Blooms 2014 veröffentlichten Memoiren basiert, rangiert bereits als „Bestes adaptiertes Drehbuch“ für die Oscars 2018. Sorkins Vision für den Film: „Poker ist das Umfeld, aber wir wollen ein Porträt von Molly Bloom. Es geht um ihre Fähigkeiten, ihren Intellekt, ihre Ambitionen.“

Wem kann „Molly’s Game“ gefallen?

Wer eine vielschichtige Hauptfigur begleiten möchte. Wer ins Pokerspiel eintauchen will oder bereits Profi ist. Wer ein bisschen in Jessica Chastain verliebt ist oder für Idris Elba das Ufer wechseln würde. Wer Hollywood-Produktionen nicht abgeneigt ist. Wer schnelle Wortwechsel mag. Wer „straighten“ Handlungen tolerant gegenübersteht.

Randnotiz: Molly Bloom und Jessica Chastain

In der echten Poker-Welt verdiente Bloom mit den exklusiven Pokernächten damals etwa vier Millionen USD im Jahr. Zu den Stars, die an ihrem Tisch spielten, zählen Hollywoodgrößen wie Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire und Ben Affleck. Es wird gemunkelt, dass die Rolle des Spieler X Maguire nachempfunden sei. Beim Dreh stand Bloom beratend zur Seite und produzierte ihn mit. Ihr nächstes Ziel: Sie möchte eine Stiftung für Unternehmerinnen ins Leben rufen. 

Bloom wird im Film von Jessica Chastain verkörpert. Diese machte letztes Jahr auch außerhalb ihrer Rollen auf sich aufmerksam – als sie zu den Filmfestspielen von Cannes die Rolle der Frau im Film scharf kritisierte. Ihre Lösung: Wir brauchen mehr weibliche Autoren und Regisseure! “When we include more female storytellers, we will have more of the women I recognize in my day-to-day life – ones that are proactive, have their own agencies, don’t just react to the men around them,” so Chastain.


Filmfakten

Molly’s Game – alles auf eine Karte

Kinostart: 08. März 2018
Cast: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera u.a.
Regie und Drehbuch: Aaron Sorkin
Laufzeit: 140 Min.

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