Nadine Angerer in Portland

Magazine

Written by Felicia Mutterer

1. Februar 2017

Ende 2015 beendete Deutschlands Superfußballerin Nadine Angerer ihre Karriere. Seitdem ist viel passiert. Die ehemalige Weltfußballerin hat Ende 2016 ihre langjährige Freundin geheiratet und lebt mittlerweile in den USA, wo sie bei den Portland Thorns als Towarttrainerin arbeitet. Klingt perfekt, nur eine Sache fehlt: Eine Berliner Homobar.

 

Was ist so schön in Portland?

In Portland ist vieles sehr schön. Portland ist sehr europäisch, sehr alternativ. Das Motto von Portland ist ja auch „Keep it weird“. Das sind da keine patriotischen US-Amerikaner, sondern sehr offene und kulturinteressierte Menschen.

Also nicht so viele Donald Trump-Unterstützer…

Eher gar nicht!

Was geht in der Gay/Frauenszene in Portland?

Ich war bislang in Portland in ganz vielen Kneipen, aber ich bin nie in der Gayszene unterwegs gewesen.

Hast du denn einen guten Gaydar?

Was?

Erkennst du Homos, lesbische Frauen, gut?

Überhaupt nicht. Ich raffe gar nichts. Außer wenn man mir das mit dem Vorschlaghammer zeigt. Gaydar … siehst du, wieder was gelernt!

Du bist viel rumgekommen in deiner Karriere: Hast in den USA, in Australien, Schweden und verschiedenen deutschen Städten gelebt. Wo ist für dich Heimat?

Prinzipiell habe ich zum Glück die Fähigkeit, mich ziemlich schnell überall heimisch zu fühlen, ich mache es mir schnell gemütlich. Im Moment bin ich in Frankfurt zu Hause. Meine Familie wohnt dort in der Nähe und viele Freunde leben da. Aber ich freue mich jetzt schon wieder auf Portland. Da kenne ich auch eine Menge Leute.

Hast du manchmal Heimweh und vermisst deine Freunde hier?

Ne, damit komme ich gut zurecht. Ich bin gerne unterwegs. Und deswegen sind es ja auch Freunde, weil sie, auch wenn ich ständig weg bin, immer noch da sind und mich auch besuchen kommen. Genauso wie meine Familie. Ich bin kein Mensch der groß Heimweh hat.

Wie sehr fehlt dir deine Berliner Stammbar, die Möbel Olfe? (Nadine Angerer hat sechs Jahre für Turbine Potsdam gespielt, Anm. der Red.)

Sehr. Aber jedes Mal, wenn ich in Berlin bin, gehe ich in die Möbel Olfe.

Du unterstützt – wie auch STRAIGHT – den Verein Háwar.help der jesidischen Journalistin Düzen Tekkal. Warum hast du dich entschieden gerade dieses Projekt zu unterstützen – ich könnte mir vorstellen, du bekommst viele Anfragen für so etwas?

Nadine Angerer & Tugba Tekkal /Foto Thomas Fähnrich

Nadine Angerer & Tugba Tekkal von Hawar.help /Foto Thomas Fähnrich

Es stimmt, ich habe viele Anfragen. Háwar.help steht am Anfang und braucht Unterstützung. Háwar unterstützt die vergessenen jesidischen Frauen, die vom IS verschleppt wurden, und verwaiste Kinder, außerdem macht Düzen Tekkal einen sehr sympathischen Eindruck auf mich. Sie geht mit Herz an ihre Arbeit ran. Deswegen habe ich gerne mit dem Kölner Label zopfall ein T-Shirt mit der Aufschrift „fairplay – welcome refugees“ entwickelt. Fünf Euro von jedem verkauften Shirt gehen an Háwar.help. Neben Háwar.help unterstütze ich noch Football for Worldwide Unity e.V., ein Fußballprojekt in Afrika.

Mehr über Nadine Angerer und ihr Leben steht in Nadine Angerer – Im richtigen Moment. Meine Story
Dieses Buch ist mehr als eine Sportbiografie. Nadine Angerer, 19 Jahre lang Torhüterin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft erzählt in ihrer 2015 erschienen Autobiografie von ihrer Karriere. Dabei setzte die gebürtige Fränkin auf die Unterstützung der Journalistin Kathrin Steinbichler Mitautorin und gewährt Einblicke in alle Lebensbereiche.   Auch über die Rolle von Frauen in Nadine Angerers Liebesleben: „Ich war schon genauso mit Männern zusammen wie mit Frauen, und das jeweils gern. Ich mag Männer also wirklich, aber lieben tue ich nun mal nur Frauen.“ Mit einer Fußballerin, „geschweige denn mit einer Mitspielerin war ich nie zusammen. Der Aspekt war mir auch immer wichtig: Never fuck the company.“
 
„Nadine Angerer – Im richtigen Moment. Meine Story“ von Nadine Angerer & Kathrin Steinbichler,  Edel Books, 19,95 Euro.

Headerfoto ©imagoIcon-SMI.jpg

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